Coachen in einer Fremdsprache oder Back to the Roots
Kürzlich fragte mich eine Amerikanerin, ob es nicht möglich sei, dass mit dem Coachen auch mal bei Ihr zu machen, sie hätte da so ein Anliegen. Wir leben jetzt zwar schon fast 5 Monate hier in Phoenix/Arizona und ich komme sprachlich im Alltag gut zurecht, und doch hatte ich meine Zweifel:
• weil mir noch so viele Wörter im Englischen fehlen
• mein Englisch alles andere als perfekt ist
• und sowieso und überhaupt…
Die Amerikanerin allerdings war zweifelsfrei und ließ nicht locker. So einigten wir uns schließlich darauf, dass Sie meine „Übungsklientin“ sein würde (ich coache ihr Anliegen und sie gibt mir Englischunterricht).
Und genau diese wunderbare Erfahrung, in einer Fremdsprache zu coachen, bringt mich zurück zu den Anfängen meiner Coaching Ausbildung und lässt mich viele Dinge noch einmal mit anderem Bewusstsein erleben. Für diese besonderen Erlebnisse und Eindrücke bin ich sehr dankbar und möchte sie hier gerne teilen.
Die Fähigkeit mit Menschen zu kommunizieren ist die Grundlage eines jeden Coachings.
Also steht es in jedem Fall außer Frage, dass die Sprache, in der gecoacht wird, zumindest so gut beherrscht wird, dass der Coach sicher mitbekommt, was der oder die Klient*In erzählt, will und möchte. Anschlussfähige Kommunikation sollte möglich sein!
Außerdem wird hier deutlich, dass zwischen verstandenem Wort und gesprochenem Wort zu differenzieren ist. Wenn das Hören und Verstehen einer Fremdsprache, deutlich besser funktioniert als das Sprechen, ist es plötzlich unglaublich wichtig, sich auf das zu konzentrieren, was der/die Andere einem gibt. Und so fällt es mir in einer 2. Sprache sehr leicht, dem anderen die Bühne zu überlassen. Derweil kann ich mich hervorragend mit allen weiteren Aspekten einer guten Kommunikation beschäftigen z.B. mit der:
• Technik des Spiegelns, der Anpassung von Haltung und Sprache
• dem Aufbau von Rapport
• dem aktiven Zuhören
• dem konzentrierten Hinschauen, um die gehörten Worte auch wirklich zu erfassen
• dem Nachfragen und es wirklich wissen wollen, sich vergewissern
• dem Andocken
Dabei fallen mir gerade Aussagen von Menschen ein, die sich über die Sprach- und Sprechentwicklung von Kleinkindern äußern:“ … kann schon alles verstehen, nur sagen tut er/ sie noch nichts.“ Es braucht eben eine Weile, bis es innen ankommt, um dann wieder nach außen zu dürfen. Und by the way 😉, am Anfang brabbeln Babys ja auch erstmal auf ihre Weise nach, was Sie hören. Da sind dann noch keine eigenen „Vokabeln“ zur Verfügung aber die Bereitschaft eine Beziehung mit den Menschen einzugehen, die einen umsorgen, ist groß. (Symbiose kommt eben vor Individuation!)
Es ist demnach einleuchtend, dass wenn ich selbst gefühlt nicht ausreichend Worte zur Verfügung habe, wie bei einer Fremdsprache, nehme ich erstmal das, was ich bekomme und so fällt das „Leermachen“ und die Bereitschaft mit den Augen des Coachees zu sehen, wirklich sehr leicht.
Kurz: Die Phase des Verstehen Wollens erscheint mir intensiver und das macht sich, zumindest aus meiner Erfahrung, sehr positiv im Coachingprozess bemerkbar.
Ok, vielleicht lag es auch daran, dass hier nicht im Businesskontext gecoacht wurde und dadurch generell mehr Zeit für diese sehr wichtige Phase zur Verfügung stand.
Oder, vielleicht hat auch, die generell sehr offene und unverblümte Art dieser Kommunikation.
Oder vielleicht war es auch die berühmte Feinfühligkeit des ersten Mals.
Oder schlicht weg: Anfängerglück ….
Wie auch immer, ich habe durch mein erstes Second Language Coaching jedenfalls nochmal ganz besondere Erkenntnisse gewinnen dürfen und das freut mich sehr. 😊
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